Was ist wohl das Wichtigste, wenn man zum allerersten Mal auf der Rennstrecke fahren möchte?
Eine Lederkombi? Ist ja schließlich vorgeschrieben (es ist übrigens egal, ob Ein- oder Zweiteiler).
Ich war bereits im Besitz einer Lederkombi aus dem Hause Berik. Leider ist sie an den Beinen etwas zu kurz und rutscht dadurch immer aus den Stiefeln. Glücklicherweise nicht weit genug, um ein Risiko darzustellen. Dafür ist sie so schwer, dass man sie in der WSBK problemlos als Zusatzgewicht für die Herren Bautista und Co. verwenden könnte.
Schutzteile für das Einsatzgerät? (Abschleifschutz für Motor, Achsen bzw. Schwinge, Gabel und Rahmen-Schützer)
Rückblickend wäre das wichtig gewesen. Dazu aber später mehr. Außerdem kann ich diese Sturzpads, die am Rahmen verschraubt werden, nicht leiden. Zugegeben, der Gedanke, dass das gestürzte Motorrad auf diesem Pad und nicht auf dem Motordeckel oder dem Rahmen schleift, ist zwar ganz nett, aber: Bei einem Sturz, vor allem auf der Rennstrecke, ist man selten langsam genug, damit das Motorrad noch auf dem Asphalt zum Stehen kommt. Im Gegenteil – in den meisten Fällen rutschen Fahrer(in) und Motorrad kurz über den Asphalt und landen wahlweise im Gras oder einem Kiesbett. Beides soll im Wesentlichen beim Bremsen helfen und den Einschlag in die Streckenbegrenzung minimieren bzw. verhindern. Das fest im Rahmen verschraubte Sturzpad wird sich jedoch aufgrund der geringen Fläche in den weicheren Unterboden eingraben und dabei den Rahmen verbiegen, herausreißen und ihn beschädigen oder durch den Hebel des Pads einen Überschlag des Motorrades verursachen, wodurch der ohnehin vorhandene Schaden noch vergrößert wird. Die anderen Möglichkeiten, den Sturzschaden zu minimieren, lasse ich damit außer Acht. Wer stürzt denn schon beim ersten Mal auf der Rennstrecke?
Ein technisch einwandfreies Motorrad?
Das ist für mich eigentlich selbstverständlich, wird aber in nahezu allen Ratgebern zum Thema betont. Ich hatte jedenfalls alle mir bekannten Mängel an der CBR über den Winter behoben. Einer der Gründe, warum ich darauf verzichten werde, den Namen des Trackday-Anbieters zu nennen, ist die nicht vorhandene technische Abnahme. Eigentlich sollte es für den Preis nicht zu schwer sein, jemanden ins Paddock zu nehmen, der unabhängig vom Fahrer/Besitzer nochmal überprüft, dass keine Flüssigkeiten austreten, die Bremsen in Ordnung sind und sich keine gravierenden Mängel am Motorrad befinden.
Slicks und Reifenwärmer
Wer das Geld dafür übrig hat, kann sich sein Motorrad gerne mit Slicks besohlen lassen und passende Reifenwärmer dazu kaufen. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass man nicht ein unentdeckter Francesco Bagnaia ist (hier beliebigen MotoGP-Piloten einfügen), wird man beim ersten Mal auf der Rennstrecke weder Slicks noch Heizdecken brauchen. Im Gegenteil, vermutlich wird der Reifen unterwegs auskühlen und die Reibwerte der Lederkombi auf die Probe stellen.
Startnummer
Bei den meisten Anbietern kann man bei der Anmeldung eine Startnummer reservieren. Also beschäftigte ich mich lange damit, welche Nummer ich in die Anmeldemaske eintippen sollte. Da ich mir die Nummer als „Signatur“ beibehalten wollte (à la 46.V. Rossi, 93.M. Marquez, 65.J. Rea etc.), sollte sie möglichst nicht von einem aktuell im Kreis fahrenden Profi verwendet werden. Nummer 1 war sowieso raus, ich bin ja kein Weltmeister.
Mit dieser Vorgabe waren nahezu alle Nummern von 2–99 ausgeschlossen. Die Nummern, die die Dorna hat sperren lassen (58.M. Simoncelli, 69.N. Hayden etc.), waren für mich ebenfalls raus – zumindest bis es eine Freigabe von einem direkten Angehörigen gibt (die mir nicht bekannt sind).
Also eine dreistellige Nummer.
Ich mag kleine Zahlenspiele.
420? Zu plump, hat nichts im Rennsport verloren.
666? Zu oft von anderen genutzt.
Ich bin ein Bagnaia-Fan seit 2018. In der MotoGP nutzt er die Nummer 63. Irgendwas damit? Warum nicht? Ich fahre ja eine Honda mit der Modellbezeichnung PC37.
Heureka! Die Nummer 637 war gefunden.
Sollte der Leser selbst Erfahrungen auf der Rennstrecke haben, wird er wissen, wie irrelevant die Startnummer ist.
Hat mir damals aber keiner verraten.
Wie bereits erwähnt hatte ich mir für zwei Tage bei einem Einsteiger-Event im Juli 2023 eingebucht. Im Vorfeld gab es da allerdings noch ein paar Dinge zu klären.
In Ermangelung anderer Möglichkeiten und in dem Glauben, dass gerade bei einem Einsteiger-Event vermutlich einige mit ähnlichen Mitteln arbeiten werden, wollte ich auf eigener Achse anreisen. Also mit dem Motorrad zur Strecke fahren. Zwei Tage im Kreis fahren. Und dann wieder mit dem Motorrad auf der Landstraße nach Hause.
Diese Taktik hat leider ein bis zwei Logiklücken.
Die Lösung fand ich bei meinem Papa. Der hatte seinen Hyundai H1, schon vor Jahren so ausgebaut, dass man mit dem Ding Campen kann. Der muss also mitkommen. Mein Papa kann allerdings keine weiten Strecken mehr zu Fuß gehen. Ein kurzer Weg zu den Sanitäreinrichtungen vor Ort war daher notwendig.
Als wir am Abend vor dem Trackday in Most ankamen, entschieden wir uns für einen Stellplatz hinter den Boxen. Ein PKW in Transportergröße (L1H1) sowie eine 600er dürften ja eigentlich kein Problem darstellen, selbst falls die Mieter der Box vor uns mit drei Autos anreisen sollten. Wer im Deutsch-Leistungskurs aufgepasst hat, kennt das Problem mit dem Wörtchen eigentlich. (Was wir nicht wussten: jeder der eine Box bucht muss mindestens mit einem Auto in der Sprinterklasse und einem Anhänger anreisen. Selbst wenn er seit drei Jahren in der langsamsten Gruppe unterwegs ist und trotz bestem Equipment keine Fortschritte erzielt. Dieser Logik folgend ist es nur natürlich, dass wir so zugeparkt wurden, dass ich zu tun hatte mit dem Motorrad vom Fleck zu kommen ohne irgendwo an zu ecken. Am ersten Tag wurde mein Papa dann gefragt ob er seinen "Krempel" nicht wo anders fallen lassen könnte. Man käme ja gar nicht mehr an die Box)
Also Motorrad abgestellt und aufgebockt. ( nehm mal nen Paddockständer auf Motorrad mit, viel Erfolg!)Nummernschild abgeschraubt, Spiegel entfernt und sämtliche Lichter abgeklebt – fertig ist das 'Rennmotorrad'. Wer sich die Bilder mal genauer anschaut wird bemerken dass, wir das Standlich vergessen haben. Ab zur Anmeldung. Haftungsverzicht unterzeichnen, Perso oder Führerschein (als Pfand) gegen Transponder eintauschen. Gruppen und Startnummernaufkleber (sofern letztere noch nicht fest auf der Verkleidung prangt) mitnehmen. Aufkleber und Transponder am Motorrad anbringen (ist mit einem dafür vorgesehen Halter deutlich einfacher als ohne). Feierabend.
Viertel Neun (8:15 Uhr) fand die Fahrerbesprechung statt. Wer fahren möchte, muss daran Teilnehmen, obwohl es am ende doch immer das Gleiche ist.
Da ich in die Gruppe C eingeteilt wurde , fand direkt im Anschluss ein Treffen mit den Instruktoren statt. Weil in der Gruppe C am ersten Tag eigentlich kein freies Fahren gestattet war, wurden alle Teilnehmer der Gruppe auf die vier Instruktoren verteilt.
Wo hättest du dich eingeordnet?
In der Gruppe C/1 wurde dann noch ein Treffpunkt in der Boxengasse festgelegt. Inklusive Sonderregelung für Teilnehmer mit Slicks. Es wurde noch bekannt gegeben, dass nach jedem Turn das Motorrad zum Stellplatz gebracht wird. Im Anschluss erfolgt eine Auswertung sowie ein kleiner Theorie-Teil an der Box Eins. Danach hieß es wegtreten und bis um Zehn den Gruppen A2(09:00-09:20) B(09:20-09:40) und der Gruppe A1(09:40-10:00) zuschauen. Nebenbei frühstücken, Motorrad und/oder Fahrer aufwärmen, umziehen und fertig zum Rausfahren machen.
Pünktlich zum ersten Turn fand ich mich am Treffpunkt ein. Nachdem alle anderen der Gruppe C/1 eingetroffen waren, ging es in Gänseformation hinter dem Instruktor auf die Strecke. Ich hatte mich instinktiv am Ende der Gruppe eingeordnet. Vermutlich, weil ich ähnliches von Gruppenfahrten auf der Landstraße kannte.
Apropos Landstraße: schneller als 100 km/h auf der Start/Ziel-Geraden wurde es nicht. Im Gegenteil, wenn der Fahrlehrer im Rückspiegel eine andere Gruppe sah wurde gebremst und die Idealline verlassen, um das Überholen zu erleichtern.
Das niedrige Tempo hatte zur Folge, dass alle andern Gruppen (C/2, C/3 und C/4) beinahe wörtlich Kreise um uns gefahren sind.
Nach zwei Runden wurde mir langweilig. Also begann ich herumzualbern. Etwa alle Kurven nur noch mit einer Hand am Lenker fahren oder zurückfallen, um dann die entstandene Lücke schnellstmöglich wieder zu schließen.
Entsprechend war meine Entrüstung, als ich nach Turnende das Motorrad wieder am Stellplatz abstellte.
Im Nachhinein betrachtet hatte ich mich selbst unterschätzt. Damals hätte ich mich nicht als schneller Landstraßenfahrer bezeichnet. Ich konnte zwar mehr oder weniger Knieschleifen (Hanging off war und ist was anderes), aber ich habe mich eigentlich immer, mehr oder weniger in der Nähe der StVO bewegt. Da ich wusste und bereits gesehen hatte, dass es vereinzelt auch deutlich schneller geht wenn es sein muss, hatte ich mich selbstbewusst der falschen Gruppe zugeordnet.
Der Instruktor versprach zwar eine Verbesserung im 2. Turn wollte mich aber nicht jetzt schon in Gruppe C2 umgruppieren.
Der an den 1. Turn anschließende Theorieteil war für mich nur bedingt interessant. Es ging erneut um die Flaggenkunde. Wer regelmäßig Rennserien wie die MotoGP oder die World SBK verfolgt, kennt die wichtigsten Flaggen ohnehin.
Bestzeit: 03:05.313
Die angekündigte Tempoverschärfung war ein schlechter Witz. Im Durchschnitt etwa 5 Km/h schneller als zuvor, begann ich schon während der Fahrt, Sinn und Zweck der Übung und das Preis/Leistungs-Verhältnis zu hinterfragen.
Nachdem die fünfzehn Minuten tatsächliche Fahrzeit endlich vorbei waren, stellte ich das Motorrad entsprechend schlecht gelaunt ab und begab mich zur Box 1. Dort angekommen wurde ich prompt der nächst schnelleren Gruppe zugeteilt. In in der Theorie wurden dann noch die Punkte Lenkimpuls und Reifenaufstandspunkt abgehandelt. Anschließend hieß es wieder warten.
Bestzeit: 02:51.362
Neue Gruppe, neue Regeln.
Das generelle Überholverbot innerhalb der Gruppe C/2 blieb zwar bestehen, allerdings wurden alle zwei Runden auf ein Handzeichen des Instruktors, die Positionen gewechselt. Soll heißen: Wer direkt hinter dem Instruktor fuhr,
verließ auf der Start-Ziel-Geraden die Ideallinie und ordnete sich am Ende der Gruppe wieder ein. Dadurch konnte der Instruktor jeden Teilnehmer aus der Nähe beobachten und in der Theorie besseres Feedback geben.
Zudem wurde deutlich schneller gefahren. Plötzlich war ich als Fahrer gefordert.
Folglich war die Laune nach dem Ende des Turns deutlich besser. Bis es zum Feedback kam, folgende Tipps zum Thema Körperhaltung/ Hanging off hätte ich gerne bekommen.:
Tipps, die ich bekommen habe.: "Sieht soweit eigentlich ganz gut aus. Für unser Tempo machst du aber schon fast zu viel.
Der Theorieteil in der Mittagspause bestand aus einer kurzen, statischen Vorführung zum Thema Körperhaltung (Wann muss der Kadaver wohin?).
Na dann mal Mahlzeit.
Bestzeit: 02:33.014
Tag 1 in Most. Wer mag darf gerne selbst auf Fehlersuche gehen.
Auflösung:
Augenscheinlich hatte ich mich schnell an das gestiegene Tempo gewöhnt. Trotz weiter sinkender Rundenzeiten kam ich eigentlich problemlos mit.
Nach dem Ende des Turns fiel mir jedoch auf, dass der Hinterreifen irgendwie komisch aussah. Der montierte Pirelli Diablo IV soll laut Hersteller auch auf der Rennstrecke funktionieren – was er grundsätzlich auch tut. Allerdings nicht ganz so gut wie der Rosso Corsa oder Supercorsa SP, da der normale Diablo stärker auf Landstraße und Nasshaftung ausgelegt ist.
Zusätzlich hatte ich – in dem Glauben, das Überfahren von Schlaglöchern oder Straßenausbesserungen zu verbessern – ohne die nötigen Grundkenntnisse an den Stellschrauben des Fahrwerks herumgedreht. Nach kurzer Rücksprache mit meinem Papa haben wir das Fahrwerk dann wieder auf die Herstellervorgaben zurückgestellt. Honda wird sich bei der Abstimmung ja etwas gedacht haben – zumal ich gewichtsmäßig ziemlich nah an einen japanischen Testfahrer herankomme. (Am Ende der Saison stellte sich übrigens heraus, dass wir versehentlich die Federvorspannung am Federbein eine Stufe zu hoch eingestellt hatten.)
Zusätzlich haben wir den Luftdruck hinten um 0,2 bar gesenkt (von 2,9 auf 2,7 bar). Spoiler: Das war viel zu wenig, um eine spürbare Änderung zu bewirken.
Bestzeit: 02:24.150
Nach dem vierten Turn gab es eine neue Aufgabe vom Instruktor. Wir lassen jetzt mal das Bremsen weg. Ich kannte die Übung schon von der Landstraße. Sinn und Zweck der Übung ist es, herauszufinden bis zu welcher Kurvengeschwindigkeit der eigene Kopf noch mitmacht bevor jemand im Hinterkopf schreit: ZU SCHNELL, ZU SCHNELL, ZU SCHNELL!!!!! (Kann man auf der Hausstrecke üben, falls diese gut einsehbare Kurven mit wenigen Leitplanken enthält). Während des 5. Turns wurde auch weiterhin regelmäßig auf der Geraden die Position hinter dem Instruktor getauscht. Spannend wurde es dann kurz vor dem Ende des Turns. Ich hatte mich zu Beginn der Runde ordnungsgemäß am Ende der Gruppe eingeordnet und rollte dann immer wieder, am Kurveneingang, ziemlich dicht an meinen Vordermann heran. Ich sollte ja möglichst wenig Bremsen. In der letzten Linkskurve vor dem Matador Bogen, (der heißt mittlerweile anders da Matador die Rennstrecke nicht mehr sponsert) beschleunigte mein Vordermann plötzlich nicht mehr. Ich musste mich also recht schnell entscheiden, ob ich jetzt gegen das Überholverbot innerhalb der Gruppe verstoße oder dahinter bleibe. Keine besonders schwere Entscheidung, selbst mir war damals schon bewusst, dass stehenbleiben auf der Rennstrecke eine ziemlich dumme Idee ist. Endlich mal eine Lücke zum Zufahren. Nächste Runde ähnliches Spiel: Ohne zu bremsen auf die Kurve zu fahren, dann doch bremsen müssen da der Vordermann wohl langsamer war aufgrund des späten Bremsens den eigentlichen Punkt zum Gas geben verpassen um dann zu versuchen das ganze auf der Geraden wieder zu korrigieren. Genau so sollte man mit einer 600er nicht fahren. Als die Gruppe dann wieder am Matador Bogen ankam, fuhr mein Vordermann dann geradeaus ins Kiesbett. Wo will der denn jetzt hin? Kurz danach kamen die roten Flaggen, der Turn war beendet. Bei der anschließenden Feedbackrunde stellte sich heraus: Kandidat Nr. 1 hatte wohl einen schlecht eingestellten Quickshifter (Schaltassistent zum Hochschalten ohne Kupplung) verbaut. Als der 4. Gang nicht auf Anhieb reinging, fand er wohl einen Zwischengang und verbog sich dabei das Schaltgestänge.Kandidat Nr. 2 hatte es irgendwie geschafft, beim Anbremsen und Herunterschalten den Notausschalter zu betätigen und vergaß dann vor Aufregung (weil der Motor plötzlich ausging) das Einlenken.
Bestzeit: 02:22.822
Der letzte Turn des Tages. Und auch bei mir ließ langsam aber sicher die Konzentration nach, der Instruktor hatte in Sachen Tempo nochmals ein wenig nachgelegt. F„In der Folge wurden wir richtig nicht mehr ganz so oft überholt wie am Anfang des Tages. Meines Wissens nach waren in der Gruppe C nach wie vor nur die einzelnen Instruktor-Gruppen unterwegs. Umso größer war meine Verwunderung als zu Beginn der dritten Runde ein einzelnes, schwarzes Motorrad in der ersten Schikane (Kurven 1 & 2 in Most) versuchte unsere Gruppe zu überholen. Wer schon mal in Most gefahren ist oder ein Rennen dort gesehen hat, weiß, dass diese Kurvenkombination recht langsam und sehr eng ist( je nach Endübersetzung im erster oder zweiter Gang gefahren, schätzungsweise irgendwas zwischen 65 und 85 km/h). Uns wurde morgens noch eingebläut, wenn wir mitbekommen, dass jemand uns überholen will, sollen wir einfach unsere Linie weiter fahren. Jemand schnelleres wird dann seinen Weg an uns vorbei finden. Entsprechend groß war der Schauwert, als der Fahrer direkt hinter dem Instruktor wie immer, von ganz außen in die erste Kurve einbog und somit die gedachte Lücke für den schwarzen Einzelkämpfer schloss. Es sind aber alle sitzengeblieben. Für mich blieb die Erkenntnis: Wenn es nicht gerade um Meisterschaftspunkte geht, sollte das Überholen entweder schon vor dem Einlenken vorbei sein oder man wartet, bis man durch die Kurven Eins und Zwei durch ist.
In der vorletzten Runde des Turns, hatte ich dann meinen eigenen kleinen Schreckmoment. Ich versuchte, bei der Haarnadelkurve später und dafür weiter rein zu bremsen. Jedoch begann dabei mein Vorderrad zu stempeln und zu rutschen. Ich musste das Motorrad aufrichten, verpasste dadurch den Scheitelpunkt und verlor den Anschluss an den Instruktor.
Von außen betrachtet sah das Ganze wahrscheinlich ziemlich unspektakulär aus aber, zumindest fühlte es sich so an, als hätte ich gerade einen Save à la Marc Márquez hingelegt.
Unter den Hobbyrennfahrern gibt es den Spruch: " Auf der Rennstrecke ist es keine Frage ob du stürzt, sondern wann." Mit diesem Gedanken im Hinterkopf und aus reinem Selbstschutz willigte ich ein, den ersten Turn am zweiten Tag nochmal mit in der Instruktorgeführten Gruppe zu fahren.
Zurück beim Motorrad und meinem Papa, war festzustellen, dass der Hubindikator an der Gabel nur die Hälfte des eigentlich vorhandenen Negativ-Federweges anzeigte. Und das obwohl ich eindeutig das Vorderrad überbremst hatte.
Nach der Saison ( also etwa ein halbes Jahr später) fand sich beim Gabelservice die Ursache für dieses Verhalten. Wer auch immer den letzten Service an der Gabel durchgeführt hat, hat (versehentlich?) zu viel Öl eingefüllt. Das notwendige Luftpolster war also nicht mehr vorhanden. Erstaunlich, dass da überhaupt noch was gefedert hat. Der Luftdruck von 2,5 bar im Vorderrad hat bei meinem Bremsmanöver vermutlich auch nicht geholfen (Mit dem Thema Reifenluftdruck haben wir uns jedoch erst zum Start der Rennsaison 2024 beschäftigt).
Bestzeit: 02:18.965
Neuer Tag, neues Glück.
Und neue Teilnehmer in der Gruppe C/2. Ein Fahrer auf einer alten Fireblade, mit nur geringen Englischkenntnissen und ohne Deutschkenntnisse, sollte bei uns mitfahren. Außerdem war ab dem ersten Turn freies Fahren – also ohne Instruktor – erlaubt. Theoretisch müsste es also weniger Gruppen und mehr einzelne Fahrer auf der Strecke geben.
In der Praxis sah das jedoch anders aus.
Gerade im ersten Turn kam es immer wieder zu stauähnlichen Ansammlungen, weil entweder kein Weg zum Überholen gefunden wurde oder nur sehr zögerlich überholt wurde.
Solange ich in der instruktorgeführten Gruppe unterwegs war, galt weiterhin ein Überholverbot – abgesehen vom erlaubten Positionswechsel auf der Start-/Zielgeraden. Mein „Freund“ mit der Fireblade schien ein wenig überfordert zu sein. Anders kann ich mir nicht erklären, wie ich trotz Hubraum- und Leistungsdefizit (und einer zu langen Sekundärübersetzung) beim Herausbeschleunigen bis auf gleiche Höhe mit ihm fahren konnte.
Dort drehte ich dann das Gas wieder zu und ordnete mich hinter ihm ein, da ich ihn ja nicht überholen durfte. Dieses Spiel wiederholte sich Runde für Runde.
Bestzeit: 02:15.526
Auf ausdrückliches Anraten des Instruktors sollten wir jetzt das erste Mal alleine auf die Strecke fahren. Ohne das jemand vor dir fährt und dir die Linie zeigt. Allerdings auch ohne Überholverbot.
Ein Tipp, der leider fast nie berücksichtigt wird: Spätestens am zweiten Tag sollte man dann mal mitbekommen haben, ob man zu den schnelleren oder den langsameren Fahrern in der Gruppe gehört. Wenn man fast nie überholen muss und stattdessen regelmäßig andere Fahrer vorbeilassen muss, sollte man nicht immer als Erster aus der Boxengasse starten, sondern die schnelleren zunächst vor fahren lassen. Wenn das ein Großteil der Gruppe berücksichtigt, haben alle Beteiligten mehr Runden ohne Verkehr.
Diesem Ratschlag folgend, ließ ich erstmal ein paar Leute vor mir raus. Der Kollege mit der Fireblade war leider auch mit dabei. Am Ende der ersten Runde war ich an ihm vorbei und in der letzten Runde des Turns habe ich ihn dann überrundet. Welch eine Wohltat! Endlich einfach bei der nächsten Gelegenheit daran vorbeifahren, wenn mal einer im Weg steht.
Bestzeit: 02:11.568
Regen! Während die schnelleren Gruppen gerade ihren Turn absolvierten, begann es zu regnen. Zwar nicht besonders lang, dafür aber ziemlich intensiv. Hier zeigte sich, warum man wenigstens einen Pavillon dabei haben sollte, wenn man schon keine Box mietet. Binnen weniger Sekunden war alles nass. Wir hatten uns zwischenzeitlich ins Auto geflüchtet. Die Gruppe C durfte dann auch erst auf die Strecke, nachdem sich die Instruktoren versichert hatten, wie nass es jetzt wirklich ist. Stichwort Slicks. Zu dem Zeitpunkt kam dann allerdings schon wieder die Sonne raus und die Strecke begann wieder abzutrocknen. Ich hatte mir einen einfachen Plan zurecht gelegt. Ich wollte mir irgendjemandes Hinterrad als Referenz suchen. Derjenige darf dann testen, wo das Limit ist. Als ich in der Boxengasse ankam, durfte ich allerdings feststellen, dass außer mir anscheinend niemand gewillt war, auf die feuchte Strecke zu fahren und für die anderen Versuchskaninchen zu spielen. Zu meinem Glück fand sich dann doch eine Teilnehmerin, die in Begleitung eines Instruktors auf die Strecke fuhr. Zwei Runden lang folgte ich den beiden, um dann festzustellen, dass zwar die Strecke immer trockener wurde, die beiden aber nicht schneller. Nach einem Fahrfehler der Teilnehmerin, im Eingang der Doppelrechts vor der Haarnadelkurve, überholte ich die beiden und fuhr dann meinen eigenen Stiefel. Bis zum Turnende fuhren dann doch noch ein paar mehr Leute aus der Boxengasse los. Die hatten vermutlich gesehen, dass es wohl doch gehen muss.
Bestzeit: 02:12.270
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Nulla euismod condimentum felis vitae efficitur. Sed vel dictum quam, at blandit leo.
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Nulla euismod condimentum felis vitae efficitur. Sed vel dictum quam, at blandit leo.
©Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.